Das Radio fliegt und zerschellt am Boden

Ich möchte mit dem Laufrad in die Kita – sagt das Kind und sein Papa antwortet, nein, du sollst schön üben mit dem Fahrrad zu fahren und nicht immer… – Let him go with the Laufrad, in the Kita – englisch war nie meine Stärke – it´s more easy for him, there is nobody to help him to start with the Fahhrad. – Misch du dich nicht immer ein, immer fällst du mir in den Rücken! – sagt er daraufhin. Jetzt erst recht will ich mich verständlich machen – I am speaking english to you because…- Ist mir Scheißegal, du musst dich morgens immer einmischen… – Please, I don´t want the child to mix in, that´s why…- Immer musst du schlechte Laune machen und mir mein Morgen kaputtmachen…- Red nicht so mit mir Arschloch, ich habe extra auf Englisch gesprochen! – Hör auf rumzubrüllen, wie ein Kleinkind, du bist hysterisch! – Meine Stimme wird immer lauter – Unglaublich, wie du mit mir umgehst, sobald dir etwas nicht passt was ich sage, aber schön Frühstück machen soll ich?! Haut ab, verschwindet beide!

Das Kind steht in der Mitte und schaut von ihm zu mir, von mir zu ihm, hin und zurück, hin und zurück, wie beim Federball. Ich drehe mich um und renne durch das Zimmer zum Balkon, in der Küche brennt noch die Kerze vom Frühstück und die Rosinen kleben im Quark, es ist schon früh am Morgen heiß, ich starre auf die Straße, jetzt sollte ich springen denke ich, jetzt, aber nicht doch vor dem Kind, nicht doch, es ist mir Scheißegal, hinter mir stehen Vater und Sohn, sei nicht kindisch, hör auf hysterisch zu sein, ich renne an ihnen vorbei zurück ins Kinderzimmer und brülle ich will es sagen dürfen, wenn ich eine andere Meinung habe…ich habs doch extra auf englisch gesagt, ich werfe mich in den Kinderstuhl und habe es vor dort nie wieder aufzustehen, nie wieder, ich spüre, nein ich weiß es, dass ich mich nicht verständlich machen kann, noch nie habe ich es geschafft, wenn dieser Punkt kam, du bist hysterisch, ich habe doch extra englisch gesprochen, damit ich dir nicht in den Rücken Falle, lass dem Kind doch ein Tag Pause mit dem Fahrrad…Ich lass mich nicht unterdrücken, du redest so nicht mit mir, ich lass das nicht zu. - Das Kind steht still in der Tür und schaut uns an, ich will seine Augen nicht sehen, ich drehe mich weg um da nicht hineingucken zu müssen.

Das Radio fliegt an mir vorbei, die letzten Fetzen von einem Protestbrief gegen Ceausescu sind noch zu hören, eine trübe Männerstimme las eben noch, das Gerät zerschellt neben mir auf dem Boden. Mein Vater springt auf, du blöde Kuh, meine Mutter brüllt zurück, sie schreien rum, der Sender Freies Europa ist totenstill, mir tut das arme Radio leid, immer geht es um dieses Radio, das mein Vater permanent hört während meine Mutter permanent was anderes möchte, keiner weiß so genau was, ich will mich unterhalten, sagt sie, quatsch, sie will nur streiten , sagt mein Vater, wenn ich zuhöre meckert sie immer nur, also wozu, es hört nicht auf , es geht immer weiter – ich denke an die Nachbarin die so lieb ist, es ist ganz friedlich bei ihr, sie hat mal beim Radio gearbeitet als Moderatorin, ich gehe jetzt mal rüber.

Réka hör auf, benimm dich, wie eine Erwachsene! –Nein, nein, ich wollte doch nur, dass es gut ist. Friedlich. Ich wollte eine ganz einfache Meinung sagen, und jetzt ist meine ganze Mühe am Arsch!

Ich bin gefangen ich klebe zwischen den Dingen und den Zeiten und den Rollen, das was ich nicht wollte, was ich nie wollte, genau das mache ich und ich kann nichts dagegen unternehmen. ES VOLLZIEHT SICH. Es ist stärker als ich. Das Schlachtfeld macht sich breit, streckt mich nieder, die Radios fliegen immer noch, trotz meinen Bemühungen, Gebete und Therapien und Rosinen und Kuchen und geschmückten Geburtstagstischen und Liebeserklärungen und Hochzeitskleidern und Sandburgen am Badesee, werden sie immer wieder am Boden zerschellen. Mitten auf dem Flur, kurz vorm losgehen mit den Gummistiefeln in der Hand, falls es noch regnen sollte.

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10 Antworten auf Das Radio fliegt und zerschellt am Boden

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  3. Weberin sagt:

    Da zerbrechen ja noch ganz andere Dinge. Nicht nur das Radio.

  4. Esra sagt:

    Mein Gott, wie traurig!! Meine Eltern haben auch immer gestritten. Bis ich sieben wurde, erinnere ich mich an genau ZWEI Tage, wo Frieden war. Diese verzweifelte Ohnmacht aller Beteiligten ist so stark rauszulesen aus deiner Geschichte. Absolut stark geschrieben!!

    LG
    Esra

  5. Sherry sagt:

    Das Gefühl, nicht gesehen und gehört zu werden, die Ungerechtigkeit der Situation nicht äußern zu können, so dass sie auch verstanden wird, ist ein einengendes und ohnmächtiges Gefühl, das einen tatsächlich aus dem Fenster springen lassen will. Obwohl Dein Beitrag wieder humoristisch geschrieben ist, geht die Ernsthaftigkeit der Lebensspirale nicht verloren. Und da ist es doch der Mensch, der immer von seinem absolut freien Willen spricht. Warum verhält man sich dann noch nicht einmal so, wie man es konkret gewollt hat?

    Fragen über Fragen.

    • Réka Kincses sagt:

      Ja, warum. Diese Frage bewegt mich so sehr, schon immer eigentlich, genau die Frage, wie es mit unserer Freiheit steht. Ich jedenfalls fühle in meinem Leben Kräfte wirken, die viel größer sind als ich. Oder sind das meine Kräfte?
      Ich bin nicht Herrin meiner Kraft. So ist es vielleicht richtiger ausgedrückt.

      • Boris Kálnoky sagt:

        Nachdenken unnötig. Alles schon geklärt im Wörterbuch von Ambrose Bierce.

        DECIDE, v.i. To succumb to the preponderance of one set of influences over another set.

        A leaf was riven from a tree,
        “I mean to fall to earth,” said he.

        The west wind, rising, made him veer.
        “Eastward,” said he, “I now shall steer.”

        The east wind rose with greater force.
        Said he: “‘Twere wise to change my course.”

        With equal power they contend.
        He said: “My judgment I suspend.”

        Down died the winds; the leaf, elate,
        Cried: “I’ve decided to fall straight.”

        “First thoughts are best?” That’s not the moral;
        Just choose your own and we’ll not quarrel.

        Howe’er your choice may chance to fall,
        You’ll have no hand in it at all.
        —G.J.

        • Réka Kincses sagt:

          this is fucking fucking beautiful…sorry for this non- aristocratic words, but my english is terrible bad.

  6. Hajnalka sagt:

    A kibaszott kurva életben, de ismerem!!!

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