Natürlich ist es quatsch, dass Frauen aus „genetischen“ Gründen irgendetwas schlechter können als Männer. Aber das ist irrelevant, wenn wir von Kindern sprechen. Nur auf der beruflichen Ebene hat es etwas zu bedeuten. Schlechte Mütter fehlen kleinen Kindern zwar etwas weniger als gute Mütter, wenn sie weg sind. Aber selbst schlechte Mütter fehlen ihnen immer noch mehr als der beste Vater.
Es stimmt natürlich, dass die Anerkennung eines Problems der Anfang seiner Lösung ist. Insofern ist es sicher auch gut, anzuerkennen, dass für Kinder und deren Entwicklung Mütter eine andere – und größere – Bedeutung haben als Väter. Schau Dir deine an. Insofern ist auch ihre Aufgabe und Verantwortung größer.
Und natürlich gab es mal ein echtes Fairness-Problem zwischen den Geschlechtern. Dessen schwacher Nachhall ist noch heute wahrzunehmen, beispielsweise in deiner Geschichte, in der das Problem offenbar ist, dass der Mann sich morgens nur um eines der Kinder kümmert, statt um beide (mit der schlechten Ausrede, dass er arbeiten muss).
Aber die Lösungen für diese Probleme sind heute individuell und haben nur noch wenig mit dem Kampf der Geschlechter zu tun. Speziell in Deutschland unterstützen viele Firmen heutzutage die Frauen und auch die Männer in diesen Fragen der Kompatibilität zwischen Arbeit und Kindererziehung. Sicher kann und wird da noch mehr gemacht werden, aber das ist letztlich Perfektionierung einer bereits guten Sache.
Es ist schlechterdings unmöglich, wie Du forderst, dass die einen „genauso“ zurückstecken wie die anderen. Dafür sind die jeweiligen Situationen zu individuell. Es geht um praktische Abwägungen: Wieviel Geld ist nötig, wer kann das am besten verdienen, wollen überhaupt beide arbeiten, wie ist den Kindern am besten gedient, und in deinem Fall, wie schafft man es, dass Du Dein künstlerisches Potential verwirklichst.
Aber Ideologien, die einen neuen Menschen (oder Mann, oder Frau) erschaffen wollen, oder gar ein „neues System“, die brauchen wir glaube ich nicht. Das eigentliche Problem ist dies: Weil die Frage der beruflichen Gleichberechtigung alles andere dominiert, macht niemand mehr Kinder, weil die dieses Gleichheitsdenken stören.
]]>Viel mehr glaube ich, dass da die Gesellschaftliche Prägung, also das “Gender Problem” eine eklatante Rolle spielt.
Jetzt kann man natürlich mit der Natur und ihren vorgegebenen Sachen argumentieren, doch es ist so, dass man früher auch gedacht hat, Frauen seien nicht in der Lage Literatur zu schreiben, eben aus Gründen, die man heute “genetisch” nennen würde. Das weiss ich noch genau aus meiner Literaturstudium und darüber schrieb Virginia Woolf so wunderbar in ihrem Buch “Ein eigenes Zimmer”. Frauen haben später angefangen zu schreiben, als Männer, aus gesellschaftlichen Gründen. Aber spätestes der letzte Jahrhundert hat es eindeutig bewiesen, dass sie es genauso können, wie die Männer. Und es wäre jammerschade, wenn wir heute all die tollen Schriftstellerinnen nicht hätten, weil wir glaubten, Frauen können das nicht.
Ich denke ähnlich verhält es sich mit allen anderen Bereichen, die Frauen sich allmählich erobern. Regie mit inbegriffen.
Und ausserdem: die Anerkennung eines Problems ist immer Teil der Lösung.
Oder einfach ein Zeichen dafür ist, dass bestimmte Dinge einfach von der Natur so angelegt sind.
]]>Also ich glaube, es ist viel Wahrheit in alldem was ihr sagt. Boris Hinweis darauf, dass man nicht unendlich viele Kinder machen kann und gleichzeitig auch unendlich viel Arbeiten, finde ich auch richtig und wichtig. Auch glaube ich, dass Arbeit vollkommen überbewertet ist. Den eigenen Wert ausschließlich über Erfolg in der Arbeit und der permanenten Bestätigung von Aussen zu definieren ist nichts weiter als ein Ausdruck von narzisstischer Störung, dass sich wunderbar in eine kollektive narzisstische Störung eingliedert (Hans Joachim Maaz “Die narzisstische Gesellschaft” – ein wunderbares Buch zum Thema). Trotzdem ist es schwer diesen Drang abzulegen, bzw. es geht kaum.
Dazu kommt, dass das Szenario von Boris: der Mann hat Genie, muss aber zu Hause Kinder hüten und kommt nicht zur Selbstentfaltung, kommt statistisch gesehen so viel seltener vor, dass das fast zu vernachlässigen ist. Und genau das ist der Punkt, wo es für mich klar wird, dass es doch, leider, leider eine Gender Frage ist.
Wenn die “Benachteiligung” durch Kinder in der Gesellschaft paritätisch verteilt ist, und genauso viel Männer zurückstecken, wie Frauen, um Kinder großziehen zu können, dann ist das keine Geschlechtergeschichte mehr, sondern ein generelles logistisches Problem.
Und die ganze Debatte ist überfrachtet mit Ideologie. Die simple Wahrheit ist: Man kann nicht viele Kinder großziehen und gleichzeitig beruflich alles machen, was man gerne hätte. Weil heutzutage alle der Meinung sind, dass Arbeit glücklich macht, gibt es kaum noch Kinder. Weil eben beides zusammen schlecht geht, und viele Arbeit wählen statt Kinder.
Der Anfang ist, das einzusehen. Wie man dann die durch reichen Kindersegen reduzierten beruflichen Spielräume verteilt, und zwar so, dass ganz klar die Kinder Priorität haben, das hängt von vielem ab – tatsächlich muss die Familie leben dh Geld muss verdient werden, und das zu lösen, hat nichts mit Geschlechtern zu tun, sondern damit, wie es am besten so funktioniert, das man die Familie auch ernähren kann.
In Rekás speziellem Fall kommt hinzu, dass sie ja nicht, um dem Kinderstress zu entrinnen, irgendwo als Sekretärin arbeiten will, sondern wirklich Genie hat. Ihr Talent aus Zeitgründen abzuwürgen, wäre Sünde. Aber sie hat eben nicht so viel Zeit, wie sie gerne hätte, wird sicher so bald auch nicht viel mehr haben, und so ist Disziplin und effiziente Ausnutzung der Zeit das A und O.
Das ist alles unabhängig vom Geschlecht. Es könnte ja auch umgekehrt laufen, der Mann hätte das Genie, aber keine verlässlich geldbringende Arbeit, Réka würde das Geld verdienen und er müsste ihr im Haushalt den Rücken freihalten. Und könnte daher sein Talent nicht frei entfalten. Da würde dann aber keine Frau im Internet empört aufschreien, dass das Talent dieses Mannes durch die Unterdrückung, die er durch seine Frau erleidet, zu kurz kommt.
]]>Fakt ist, dass das Hüten eines Babies und der Haushalt eines der stressigsten Jobs überhaupt ist. Die Anerkennung dafür ist aber gleich null. Das Schlimmste ist sogar, dass die Frauen selbst diese Arbeit nicht mehr anerkennen, weil’s ja “ihre Pflicht” ist, als würde das die Sache vereinfachen. Selbst unserer Réka konnte man irgendwie teilweise das Gefühl vermitteln, als sei Kinderhüten und Erziehung keine echte Arbeit, als sei das eine “Default-Einstellung”, die dem System “Frau” keine Ressourcen abverlange.
Auf jeden Fall ist das eine Geschlechtergeschichte.
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