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hausdrachen . házisárkány » versöhnung http://www.hausdrachen.net Hysterische Frauen an die Macht! . Hatalmat a hisztérikus nőknek! Thu, 31 Mar 2016 13:42:37 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.1.3
Siebzehn http://www.hausdrachen.net/2012/09/10/siebzehn/ http://www.hausdrachen.net/2012/09/10/siebzehn/#comments Mon, 10 Sep 2012 11:15:21 +0000 Réka Kincses http://www.hausdrachen.net/?p=381 Weiterlesen ]]> „ Ich liebe dich!“- brüllt er und schlägt mit voller Kraft zu, ich halte mein Gesicht fest, es ist so, als wäre mein Kopf gerade gegen den Asphalt geknallt, aber ich stehe noch.

Ein Moment leuchtende Stille, silbern und unendlich, die Straße verschwindet, die Masse, das Grölen, die Männer mit den Knüppeln, alles geht in diesem Glänzen auf, etwas in mir lacht, ein lautes, breites, herrliches Lachen, und Felix schlägt noch mal zu, seine Fingerabdrücke brennen wie Feuer in meiner Haut.

Es tut nicht wirklich weh, ich fühle eher Erleichterung.

Es kommt endlich raus, diese Gewalt, die ganze barbarische Brutalität, die geballte balkanische Wut unterdrückter, schlecht verdienender Männer, von der Diktatur bevormundet, stets besoffen und nach Schweiß riechend, in ausgebeulten Hosen. Männer, die nie was anderes erlebt haben, als den dreckigen, verarmten Polizeistaat mit seiner Hirnwäsche. Drei Monate nach der „Revolution“, die uns allen die tolle Befreiung bringen sollte, stecken wir tiefer in der Scheiße als je, und nichts, aber auch gar nichts wird bestehen bleiben, die alte Welt zerfällt gerade vor unseren zerschlagen Augen. Besoffene Bauern mit Heugabeln, verblendete Intellektuelle, rassistische Polizisten, Militärs und Priester, alle werden dazu beitragen, dass es ganz schlimm wird. Vierzig Jahre lang stand alles still, eine Welt, in der meine Mutter im gleichen Haus alt werden konnte, in dem sie geboren war, selbst die Ritzen im Asphalt und die Farbe an den Wänden blieben immer dieselben, sie verblasste allmählich oder blätterte ab, und der alte Gipsy an der Ecke mit seinen Esskastanien wurde immer älter, war aber immer noch da. Heute hat er auch einen Knüppel in der Hand oder eine Zaunlatte, um auf etwas einzuschlagen, egal auf was, Hauptsache es knallt. Es ist März 1990 in Rumänien, kurz vor einer nationalistischen Eskalation, und ich bin siebzehn.

„Du  bist so hart… Mann bist du hart.“ – Felix weint fast, er ist außer Atem, als hätte er sich selbst geschlagen. „Ich habe Dich überall gesucht, ich dachte du wärst schon tot“-„ „Ich war spazieren“ – sage ich. „Spazieren im Blutbad?“  - fragt er, seine grüne Dacia steht mit offener Tür am Straßenrand, der Motor läuft,  ich höre die Masse grölen, die Sirenen der Krankenwagen , die Schreie. Leute rennen an uns vorbei, sie haben Knüppel in der Hand. „Weißt du wessen Tochter du bist? Sie jagen deine ganze Familie und du gehst spazieren?“ – Er packt mich am Arm und zerrt an mir, in seinen schönen blauen Augen Hass und Verzweiflung. Ich lach mich tot, denke ich, wenn das  Liebe ist, und lache tatsächlich. Ich weiß, dass ihn das wahnsinnig macht, dieses Rumkichern, während das Blut aus der Nase tropft. Meinen Vater konnte ich damit auch verrückt machen, dass ich lachte, als ich hätte weinen müssen.

„Du bist nur neidisch, weil dein Papa ein dreckiger Spitzel war“ -sage ich, wenn schon, denn schon, er soll seine Gründe haben, wenn er schon so wütend ist –  „ … Ein Scheißsecurist ist er!“

Felix bekommt es mit dem Zittern zu tun. Er brüllt noch lauter:

„Das stimmt nicht!“

„Nicht? Und wieso habt ihr immer einen Reisepass bekommen um in Hawaii Urlaub zu machen, während andere drei Jahre auf einen Betriebsausflugfahrt warten mussten? Hm?“

„Weil mein Vater ein international bekannter Wissenschaftler ist! Weil… weil er auf Konferenzen eingeladen wurde, und…“

Ich weiß, dass er selber nicht glaubt, was er sagt. Gegen seinen Vater gab es eine Studentenrevolte, keiner wollte mehr von ihm unterrichtet werden, er stand für das Alte und Korrupte, für die Leute, die das alte System skrupellos bedienten, um Vorteile zu haben, und Felix nahm an den Protesten teil, um nicht als Arschloch dazustehen. Leider stand er dann erst recht als Arschloch da. Bei uns sind Leute, die ihre Eltern nicht achten, noch schlimmer als Securisten.

„Du bist ein Vaterverräter!“ – sage ich, und er schlägt wieder zu, ihm fließen die Tränen, mir Blut aus der Nase. Ich bin entschlossen, weiterzureden bis ich tot bin.

„Und du tust das auch nur um Vorteile zu haben, obwohl du das mit der Securitate gar nicht glaubst. Du redest deinen Vater schön und stehst trotzdem nicht zu ihm! Feigling eben!“

Er holt wieder aus, als drei Männer stehen bleiben, zwei davon mit Knüppeln  in der Hand und einer mit Zaunlatte.  „Halt , halt langsamer sonst kann’s weh tun!“ – brüllt der größere von ihnen, und läuft drohend auf Felix zu. Der Felix hält erschrocken inne. Die Männer sind von der allgemeinen Lynchstimmung erfasst. Es sind drei Ungarn, unterwegs zum Hauptplatz, um sich mit Rumänen zu prügeln.

Der Anführer der Gruppe guckt mich an: „Ist er von der Securitate?“ – fragt er. Ich schüttele den Kopf: „Nein, nein, er ist auch  Ungar, wie wir, lasst ihn  in Ruhe“ Der Mann schaut mich misstrauisch an: „Und was habe ich da mit der Securitate gehört?“  Er tritt näher und schwingt seinen Knüppel. Felix bekommt einen roten  Kopf. „Es ist nur ein Privatstreit“,  sage ich hastig.  „Er hat nix mit der Securitate zu schaffen,  er schlägt nur seine Freundin.“  Der Mann entspannt sich, ich sehe in seinen Augen einen  Anflug von Mitgefühl. Er tritt ganz nah an Felix ran und schaut ihm in die Augen: „Ein Ungar schlägt niemals seine Frau … Verstanden?“ – Felix nickt eingeschüchtert. Der Mann ist zufrieden und dreht sich zu seinen Freunden um. „Gut. Jungs, wir können…“ – und sie gehen mit schwingenden Knüppeln weiter in Richtung Hauptplatz, um Rumänen zu schlagen.

Ich drehe mich auch um, laufe weg und weiß, dass Felix mich gleich wider einholen wird. Er ist keiner der aufgibt. Und ich weiß auch, dass er keine Chance hat, weil ich, wie man auf ungarisch so schön sagt, keinen gelochten Pfennig auf die Liebe gebe. Sein Papa wurde von der Uni verjagt, weil er ein Spitzel war, während mein Papa sein Leben riskiert hat im Widerstand. Darauf bin ich stolz. Das gibt mir Kraft. Und die Liebe kann mich mal.

 

 

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