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hausdrachen . házisárkány » ungarn http://www.hausdrachen.net Hysterische Frauen an die Macht! . Hatalmat a hisztérikus nőknek! Thu, 31 Mar 2016 13:42:37 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.1.3
Der Mensch ohne Kopf http://www.hausdrachen.net/2013/05/10/der-mensch-ohne-kopf/ http://www.hausdrachen.net/2013/05/10/der-mensch-ohne-kopf/#comments Fri, 10 May 2013 17:43:27 +0000 Réka Kincses http://www.hausdrachen.net/?p=437 Weiterlesen ]]> Die Ungarn, die spinnen gerade. Oder was. Die haben nicht alle Tassen im Schrank. Nazis. Sind die jetzt wirklich Nazis? Und was ist mit dem Antisemitismus da? Unmöglich! Und dieser, wie heißt er noch mal, Orbán, er hat einfach die Verfassung verändert! Mit seiner Zweidrittelmehrheit. Und die Mediengesetze? In Ungarn gibt es keine Meinungsfreiheit mehr – sagen Freunde, Bekannte, egal mit wem ich spreche.

Das macht mich wütend.

Wer seid, ihr um nach zwei Zeitungsartikeln zu meinen, dass ihr Bescheid wisst? Und selbst wenn Orbán ein Diktator ist, trotzdem habt ihr keine Ahnung!

Doch wenn ich anfange zu argumentieren, werde ich mir selbst verdächtig. Ich merke, dass ich auch keine Ahnung habe. Ich habe auch nur die paar Artikel gelesen. Ich lebe seit fünfzehn Jahren in Berlin. Von hier aus ist es gut reden, heißt es.

Ungarn.

Ich komme gar nicht aus Ungarn. Ich komme aus Rumänien. Na toll. Eins besser als das Andere.

Ich rufe zu Hause an, „schaltet den Skype mal ein“ – bitte ich meinen Vater. Das dauert. Skypen mit meinen Eltern ist, wie Rauchzeichen abgeben, an einem sehr windigen Tag. Das Bild ist unscharf, wie ein impressionistisches Gemälde, mit vielen Farbflecken.

Es gibt niemand in der Gegend, der eine Kamera scharf stellen könnte. Mein Vater ist schließlich deshalb Anwalt geworden, damit er sonst nix können muss, denn ein gut verdienender Anwalt kann alle Dienstleistungen bezahlen. „Er ist aber gar nicht gut verdienend, er ist ein Loser“ – kommentiert meine Mutter sofort, sie kann’s einfach nicht lassen. Sie, die als Professorin für Toxikologie und Autorin von mehr als hundertzwanzig wissenschaftlichen Abhandlungen auch keine Computerkamera scharf stellen kann. Aus anderen Gründen: der Mann soll das machen. Auch wenn die Frau einen Doktortitel hat soll das der Mann machen. Verdammt.

Es gibt hier viel mehr Probleme mit Weltbildern  - denke ich – als Viktor Orbán. Er ist sozusagen nur die Spitze des Eisbergs. Was sagt ihr dazu?“ – frage ich, trotz mächtiger Wackelei, Gedränge und Schubserei vor der Kamera. Meine Eltern fummeln vergeblich, das Bild wird nicht besser.

„Zu was?“– antwortet meine Mutter und ich sehe ihren Kopf leider nicht, nur einen totgewaschenen Pulli, mit schwarz-weißen Tigermustern. Der Bildausschnitt endet am Hals.

„Na, dazu, dass Orbán jetzt ins Grundgesetz geschrieben hat, dass Obdachlose nicht auf der Straße übernachten dürfen.“

„Finde ich sehr gut“– sagt meine Mutter.

Meine Mutter, dass muss man dazusagen, hat einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit. Meistens. Sie hat Civilcourage. Sie setzt sich sofort ein, wenn ihr was unfair vorkommt. Sie rettete eine Bettlerin von einem prügelnden Polizisten, zu Diktaturzeiten, wo die Leute ihre Augen schlossen und lieber gegen die Wand liefen, als dem Bullen gegenüber „halt“ zu brüllen. Meine Mutter blieb stehen, und schrie so lange, bis der Polizist die Frau los lies und schnell das Weite suchte.

„Finde ich sehr gut“ – sagt sie also, und das passt so gar nicht zu ihr.

„Und wieso findest du das sehr gut? Es verletzt doch die Würde der Menschen, wenn man sie einfach so von der Straße aufsammelt, und abtransportiert wie Müll.“

„Meine Würde verletzt es aber auch, wenn ich sie ständig anschauen muss, wenn ich über Besoffene steigen muss“ – antwortet sie trotzig.

Dass Argumente sind, wie ein Einhorn an beiden Hörnern zu packen, das weiß ich. Die Ungarn sagen auch: mit Pfürzen Ostereier bemalen. Das weitere Gespräch verläuft ergebnislos. Meine Argumente greifen ins Nichts. Auch mein Vater stellt sich stur.

Ein Mensch verhält sich demokratisch, wenn er offen ist für die Argumente anderer. Demokratie fängt im Kopf an, denke ich. Und endet in der Verfassung.

Ich versuche die Argumente meiner Eltern bei den Leuten anzubringen, die die Zeitungsartikel gelesen und über Ungarn bereits eine starke Meinung haben. Auch dort lande ich nur mäßigen Erfolg. Denn Ungarn hat den Ruf ziemlich Rechts zu sein, was auch der Realität entspricht. Und ein Land, das Rechts ist,  hat´s verschissen bei den aufgeklärten Menschen. Meine Mutter sagt zwar: „Orbán hat die Banken aber besteuert und keine Kredite vom IWF aufgenommen und die Energiepreise gesenkt. Er tut was für die Menschen.“ – aber wenn ich das zitiere, dann klingt das so, als würde ich über die Autobahn sprechen im Bezug auf das dritte Reich. Nach Rechtfertigung.

Ungarn ist aber nicht das dritte Reich. Entschuldigung. Ist es nicht. Und Orbán ist auch kein Hitler. Also…. oder meint ihr das wirklich ernst mit den Vergleichen?

Ich muss mich besser erkundigen.

Und ein bisschen Angst habe ich schon. Wovor eigentlich?

Davor, dass Ungarn eine faschistische Diktatur wird? Dass dort Menschen verfolgt und umgebracht werden? Oder einfach so massiv diskriminiert, dass sie nur noch leiden? Dass mein Lieblingstheater geschlossen wird? Mein Lieblingsdirektor ist ja schon entlassen worden.

Nein. Ich glaube am meisten habe ich davor Angst, dass ich vielleicht etwas nicht sehen könnte, nicht merken, wenn’s wirklich schlimm wird. Dass ich verdränge und mich selbst belüge, wenn es darum geht, der bitteren Wahrheit in die Augen zu schauen.

Oder, dass es sich herausstellt, dass meine liberalen, demokratischen und aufgeklärten Idole auch nur engstirnige, voreingenommene Parteipolitiker sind, von Eigennutz getriebene Arschlöcher. Das wäre fatal.

Neulich habe ich gelesen, dass politische Einstellungen vererbt werden. Sie sind genetisch bedingt. Das haben amerikanische Genforscher rausgefunden und renommierte Zeitungen haben darüber berichtet. „Die Zeit“ zum Beispiel.

Wenn das so ist, dann verstehe ich die Sache mit den Argumenten sofort. Denn das würde heißen, dass es einfacher ist sein Geschlecht zu verändern, als seine politische Einstellung. Welches Hormon macht aus einem Linksliberalen einen Rechtskonservativen? Oder umgekehrt?

Nicht schlimm. Das muss man nur wissen. Bevor man sich übermäßig aufregt, über die Dummheit der Anderen.

Neulich war ich wieder die einzige, die sich für eine Gartenparty aufgebrezelt hat. Ich trug lauter Kleidungsstücke aus einer Kreuzberger Boutiqe, trotzdem sagte mir mein Mann „du siehst so rumänisch aus“.  Ist klar.  Das ungarisch-rumänische Kleinstadtgen. Das verwandelt selbst teure Designerstücke in Billigware von Russenmarkt.

Es hat alles kein Zweck. Kostet nur Geld.

Bald werde ich mich sowieso heimlich in Viktor Orbán verlieben. Ungarische Frauen über 45 sind nämlich sehr gefährdet. Und dann, dann wird alles anders. Dann hat das Gen endgültig zugeschlagen. Dann fange ich an meine Haare zu toupieren und gehe auf Demos mit riesigen hellblauen Fahnen, um für die Autonomie der Ungarn zu kämpfen.

Deshalb sage ich  jetzt schon: Adieu, es war schön mit Euch!

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Siebzehn http://www.hausdrachen.net/2012/09/10/siebzehn/ http://www.hausdrachen.net/2012/09/10/siebzehn/#comments Mon, 10 Sep 2012 11:15:21 +0000 Réka Kincses http://www.hausdrachen.net/?p=381 Weiterlesen ]]> „ Ich liebe dich!“- brüllt er und schlägt mit voller Kraft zu, ich halte mein Gesicht fest, es ist so, als wäre mein Kopf gerade gegen den Asphalt geknallt, aber ich stehe noch.

Ein Moment leuchtende Stille, silbern und unendlich, die Straße verschwindet, die Masse, das Grölen, die Männer mit den Knüppeln, alles geht in diesem Glänzen auf, etwas in mir lacht, ein lautes, breites, herrliches Lachen, und Felix schlägt noch mal zu, seine Fingerabdrücke brennen wie Feuer in meiner Haut.

Es tut nicht wirklich weh, ich fühle eher Erleichterung.

Es kommt endlich raus, diese Gewalt, die ganze barbarische Brutalität, die geballte balkanische Wut unterdrückter, schlecht verdienender Männer, von der Diktatur bevormundet, stets besoffen und nach Schweiß riechend, in ausgebeulten Hosen. Männer, die nie was anderes erlebt haben, als den dreckigen, verarmten Polizeistaat mit seiner Hirnwäsche. Drei Monate nach der „Revolution“, die uns allen die tolle Befreiung bringen sollte, stecken wir tiefer in der Scheiße als je, und nichts, aber auch gar nichts wird bestehen bleiben, die alte Welt zerfällt gerade vor unseren zerschlagen Augen. Besoffene Bauern mit Heugabeln, verblendete Intellektuelle, rassistische Polizisten, Militärs und Priester, alle werden dazu beitragen, dass es ganz schlimm wird. Vierzig Jahre lang stand alles still, eine Welt, in der meine Mutter im gleichen Haus alt werden konnte, in dem sie geboren war, selbst die Ritzen im Asphalt und die Farbe an den Wänden blieben immer dieselben, sie verblasste allmählich oder blätterte ab, und der alte Gipsy an der Ecke mit seinen Esskastanien wurde immer älter, war aber immer noch da. Heute hat er auch einen Knüppel in der Hand oder eine Zaunlatte, um auf etwas einzuschlagen, egal auf was, Hauptsache es knallt. Es ist März 1990 in Rumänien, kurz vor einer nationalistischen Eskalation, und ich bin siebzehn.

„Du  bist so hart… Mann bist du hart.“ – Felix weint fast, er ist außer Atem, als hätte er sich selbst geschlagen. „Ich habe Dich überall gesucht, ich dachte du wärst schon tot“-„ „Ich war spazieren“ – sage ich. „Spazieren im Blutbad?“  - fragt er, seine grüne Dacia steht mit offener Tür am Straßenrand, der Motor läuft,  ich höre die Masse grölen, die Sirenen der Krankenwagen , die Schreie. Leute rennen an uns vorbei, sie haben Knüppel in der Hand. „Weißt du wessen Tochter du bist? Sie jagen deine ganze Familie und du gehst spazieren?“ – Er packt mich am Arm und zerrt an mir, in seinen schönen blauen Augen Hass und Verzweiflung. Ich lach mich tot, denke ich, wenn das  Liebe ist, und lache tatsächlich. Ich weiß, dass ihn das wahnsinnig macht, dieses Rumkichern, während das Blut aus der Nase tropft. Meinen Vater konnte ich damit auch verrückt machen, dass ich lachte, als ich hätte weinen müssen.

„Du bist nur neidisch, weil dein Papa ein dreckiger Spitzel war“ -sage ich, wenn schon, denn schon, er soll seine Gründe haben, wenn er schon so wütend ist –  „ … Ein Scheißsecurist ist er!“

Felix bekommt es mit dem Zittern zu tun. Er brüllt noch lauter:

„Das stimmt nicht!“

„Nicht? Und wieso habt ihr immer einen Reisepass bekommen um in Hawaii Urlaub zu machen, während andere drei Jahre auf einen Betriebsausflugfahrt warten mussten? Hm?“

„Weil mein Vater ein international bekannter Wissenschaftler ist! Weil… weil er auf Konferenzen eingeladen wurde, und…“

Ich weiß, dass er selber nicht glaubt, was er sagt. Gegen seinen Vater gab es eine Studentenrevolte, keiner wollte mehr von ihm unterrichtet werden, er stand für das Alte und Korrupte, für die Leute, die das alte System skrupellos bedienten, um Vorteile zu haben, und Felix nahm an den Protesten teil, um nicht als Arschloch dazustehen. Leider stand er dann erst recht als Arschloch da. Bei uns sind Leute, die ihre Eltern nicht achten, noch schlimmer als Securisten.

„Du bist ein Vaterverräter!“ – sage ich, und er schlägt wieder zu, ihm fließen die Tränen, mir Blut aus der Nase. Ich bin entschlossen, weiterzureden bis ich tot bin.

„Und du tust das auch nur um Vorteile zu haben, obwohl du das mit der Securitate gar nicht glaubst. Du redest deinen Vater schön und stehst trotzdem nicht zu ihm! Feigling eben!“

Er holt wieder aus, als drei Männer stehen bleiben, zwei davon mit Knüppeln  in der Hand und einer mit Zaunlatte.  „Halt , halt langsamer sonst kann’s weh tun!“ – brüllt der größere von ihnen, und läuft drohend auf Felix zu. Der Felix hält erschrocken inne. Die Männer sind von der allgemeinen Lynchstimmung erfasst. Es sind drei Ungarn, unterwegs zum Hauptplatz, um sich mit Rumänen zu prügeln.

Der Anführer der Gruppe guckt mich an: „Ist er von der Securitate?“ – fragt er. Ich schüttele den Kopf: „Nein, nein, er ist auch  Ungar, wie wir, lasst ihn  in Ruhe“ Der Mann schaut mich misstrauisch an: „Und was habe ich da mit der Securitate gehört?“  Er tritt näher und schwingt seinen Knüppel. Felix bekommt einen roten  Kopf. „Es ist nur ein Privatstreit“,  sage ich hastig.  „Er hat nix mit der Securitate zu schaffen,  er schlägt nur seine Freundin.“  Der Mann entspannt sich, ich sehe in seinen Augen einen  Anflug von Mitgefühl. Er tritt ganz nah an Felix ran und schaut ihm in die Augen: „Ein Ungar schlägt niemals seine Frau … Verstanden?“ – Felix nickt eingeschüchtert. Der Mann ist zufrieden und dreht sich zu seinen Freunden um. „Gut. Jungs, wir können…“ – und sie gehen mit schwingenden Knüppeln weiter in Richtung Hauptplatz, um Rumänen zu schlagen.

Ich drehe mich auch um, laufe weg und weiß, dass Felix mich gleich wider einholen wird. Er ist keiner der aufgibt. Und ich weiß auch, dass er keine Chance hat, weil ich, wie man auf ungarisch so schön sagt, keinen gelochten Pfennig auf die Liebe gebe. Sein Papa wurde von der Uni verjagt, weil er ein Spitzel war, während mein Papa sein Leben riskiert hat im Widerstand. Darauf bin ich stolz. Das gibt mir Kraft. Und die Liebe kann mich mal.

 

 

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