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hausdrachen . házisárkány » siebenbürgen http://www.hausdrachen.net Hysterische Frauen an die Macht! . Hatalmat a hisztérikus nőknek! Thu, 31 Mar 2016 13:42:37 +0000 en hourly 1 http://wordpress.org/?v=3.1.3
Presswurst auf Ungarisch http://www.hausdrachen.net/2012/09/24/presswurst-auf-ungarisch/ http://www.hausdrachen.net/2012/09/24/presswurst-auf-ungarisch/#comments Mon, 24 Sep 2012 08:02:10 +0000 Réka Kincses http://www.hausdrachen.net/?p=392 Weiterlesen ]]> Ich stehe am Hang, meine Hose steckt in Oberschenkelhöhe fest, ich ziehe verzweifelt an der Rändern, zuppele, mein Hintern quillt überall drüber und leistet Widerstand während im Hintergrund ein Traktor sich gefährlich nähert. Auf der Ladefläche wackeln fünf siebenbürgische Bauern mit Strohhüten, in dreckigen Hemden und einem amtlichen Alkoholpegel so nach Feierabend.

„Kann mir bitte jemand helfen?“ – frage ich panisch meinen grinsenden Vater und meinen ebenfalls grinsenden Ehemann, die mir bei der Aktion sichtlich amüsiert zuschauen. „Das kannst du vergessen“ – antwortet mein Vater und winkt ab während mein Mann zögernd näherkommt und mich versucht mit ein paar unüberzeugten Gesten in die viel zu enge Hose hinein zu schütteln. Vergeblich. Mit einem lauten Knall geht der Reißverschluss kaputt, dann platzen die Nähte.

„Wie heißt Presswurst auf ungarisch?“ – fragte mein Mann paar Stunden zuvor. „Das gibt es nicht auf ungarisch “ – antwortete ich genervt, und ließ den Eimer tief in den Brunnen hineinsinken, bis er mit einem metallischen Glucksen endlich auf Wasser traf.

Es ist Ende September, brühend heiß in meiner alten Heimat, trocken und karg, wie in der mongolischen Steppe, die schlimmste Dürre seit 1946. In den letzten zwei Jahren hat es kaum geregnet, die Erde trägt tiefe Furchen, das Gras zerfällt zu Staub unter unseren Füßen. Keine Wolke, keine Brise, nur diese stehende, drückende, unendliche  Hitze, die ich über alles liebe, die keinen Baum hoch wachsen und jeden See austrocknen lässt.

Ich schließe die Augen, atme tief durch und lasse das eiskalte Wasser über meinen heißen Kopf fließen. Die Blicke, das Drücken des Badeanzuges, die Presswurst, alles verschwindet, ich spüre die unbewegte Luft, es riecht nach Kuhmist, verbrannter Erde und gerösteten Auberginen. Für einem Moment hören alle Gedanken auf, an dieser Schwelle zwischen Heiß und Kalt regiert das Nichts, die Landschaft dringt durch die Poren in mich hinein, die kahlen Hügel, das unendliche Unbewohnte, mit dem kleinen Dorf in der Mitte, das Land von dem ich wie verrückt geflüchtet bin, um dann ständig Heimweh zu haben, die schiefen Häuser mit Holzveranda und Heuhaufen, der Dreck, der hier keiner ist, sondern zum Leben gehört, die alten besoffenen Männer und die dicken, herzlichen und unterdrückten Frauen mit Kopftuch und hängendem Bauch. „Sie sind so schön geworden“ – meinten sie, als ich zugenommen hatte, wahre Begeisterung in den Augen, endlich bin ich eine von ihnen, mit zehn Kilo mehr auf die Rippen, ungeeignet für Großstadtschick, eine ganz normale Frau mit leichtem Übergewicht und Hängebusen. Urlaub vom gesunden Ernähren, von Diätwahn und Yogakult, von Gruppentherapie und immer reflektierten Gefühlen, von alles richtig machen. Ich tauche in das ungeschminkte Leben ein von dem Dummen und Unreflektierten, von dem Ungesunden und Unmoralischen, ich atme durch und auf in der Welt voller Makel und Schwächen, in dem Leben wo das Schicksal regiert und keiner für sein eigenes Unglück zuständig ist. Diese herrliche, ewige Kindheit im Schoße eines ungerechten und unberechenbaren Gottes, den es vielleicht gar nicht gibt. In einem Leben voller Sinn ist das Sinnlose das einzig freie, die Ausnahme, der Luxus. Vergeudete Zeit, verschwendete Lebensenergie, Hauptsache der Selbstgebrannte schmeckt. Kein Sonnenschutz, keine zwei Liter Wasser am Tag, kein Bio LPG, kein Tierschutz.

Als ich den Eimer absetze und mich umgucke sehe ich eine wunderschöne Zigunerin hinter dem Busch, in langem Rock und Kopftuch, bunt wie ein Kanarienvogel, sie schaut mir in die Augen, unendliches Staunen im Gesicht, eine Frau halbnackt, die sich eimerweise kaltes Wasser über den Kopf kippt.

Mein Mann lässt los und ich stehe da, mit heruntergelassener Hose am Dorfrand, ich habe eben die falsche Hose eingepackt, hoffnungslos zu klein, wie aus einem früheren Leben, und bevor der Traktor uns erreicht lasse ich mein kurzes Kleid fallen, über meinen nackten Bauch und stehe unbewegt da, wie eine komische Statue in rot, hinten und vorne eigenartige Erhebungen, Ecken und Kanten, die man bei genauem Hingucken als offenen Reißverschluss, Knöpfe und zusammengepresste Fettwülste identifizieren könnte. Der Traktor fährt an mir vorbei, die Männer nicken und schauen mich verwundert an. Ich grinse verkrampft. Sie drehen sich immer-wieder um, ich bewege mich nicht. Ich will sie nicht schockieren, die netten, engstirnigen Dorfleute mit ihrer mittelalterlichen Prüderie. Ich laufe niemals im Minirock über die Dorfstraße. Dafür als Presswurst mit kaputtem Reißverschluss. Ich spüre die Blicke in meinem Rücken. In Kreuzberg würde das niemandem auffallen. Wie herrlich, die Vorstellung.

 

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