Mach
die
Augen
auf.
(nein, ich lebe nicht in Ungarn, aber ich erlebe meine ungarischen Kollegen und ihre tiefe Trauer, wenn sie aus ihrer Heimat zurück kommen, und ihre Angst, dass ihre Heimat vor die Hunde geht)
Köszi an Réka für den Text
]]>für mich bist und bleibst du ein Wunderwesen mit einem tiefen verständnis für ebenen zu denen die meisten nie vordringen (wollen).
ich hab in den letzten Tagen viel nachgedacht über deine letzten blogs, besonders diesen, auch über dein Heimweh und darüber, dass es schlimm sein muss hier zu sitzen, verstehen zu wollen und mit sicher viel unwissender meinung konfrontiert zu sein (als Deutschbacke kommen mir leider ungewollt und doch spontan die Exilanten der 30er Jahre ins Hirn, aber vielleicht ist das wirklich immer ein Grundmuster, wenn jemand seine Heimat verlässt und diese sich verändert, dass es wehtut und man einfach nicht verstanden werden KANN im fremden Land). beim lesen deutscher Zeitungen kann einem so manches hochkommen, das geht mir nicht anders. Ich weiß nicht, im kommentieren eines blogs bleibt vieles ungesagt und vieles unbeantwortet und vieles auch schlicht unverstanden. das hat der blog wohl so an sich. Du dockst mit deinen letzten Texten irgendwo in mir drin an und ich wünschte wir hätten irgendwann die zeit, ohne kinder, männer und sonstiges Gedöns mal die Nacht durchzusaufen und über all das zu sprechen, als wären wir noch jung und wild und bereit für die große Veränderung:-)
Heimat ist eins, aber Nationalismus ist meiner Meinung nach nicht dasselbe, und einer von uns hat es verwechselt (ja, wahrscheinlich war ich das ). Je mehr ich versuche, dahinter zu kommen, worum es hier geht bei dir – desto mehr bewundere ich dich wieder, deine Offenheit und deine Unerschrockenheit allem gegenüber, was in deinen Tiefen lauert. Aber weißt du, ich bin zwar ne Deutsche, aber Griechenland, Ungarn, Polen und nicht zuletzt Deutschland (mit dem mich irgendwie nix verbindet, weil ich – inzwischen seh ich das manchmal so – das Privileg besitze, aus einem Land zu kommen, das nicht mehr existiert und das einzige, was mich in der Hinsicht quält die Frage ist, wer ich geworden wäre in diesem Land, Opportunistin, Dissidentin oder einfach gescheiterte Kommunistin) – das macht auch mir Angst. ich würde auch nicht unterschreiben, dass wir in einer Demokratie leben. Du sprichst unglaublich komplexe Themen an, und das hochemotional – dafür ist er da der Blog, das ist seine Stärke und auch seine Wirkungskraft. Danke für deine Antwort.
Ich habe auch “zu allem möglichen eine Meinung”, das stimmt, aber hier geht es doch um meine Heimat. Was auch immer das ist. Dieses “sich darüber ärgern” zeigt mir grade, dass da etwas ist, was Emotionen hervorruft. Es geht mich was an.
Im übrigen, mich regt es auch auf, wenn über die Griechen geschimpft wird, weil sie so furchtbar korrupt sind, bankrott und keine Steuern zahlen wollen. Die Griechen mit einem deutschem Maßstab zu messen finde ich pervers. Andere Leute haben Bücher geschrieben über den gravierenden unterschied zwischen apollonische und dionysische Kulturen.
Für mich fehlt es da um Verständnis für kulturelle unterschiede. Die Ungarn lebten in der größten Teil ihrer Geschichte entweder unter Fremdherrschaft oder in Diktatur oder beides. Vor dem zweiten Weltkrieg herrschten dort noch halb-feudalistische Verhältnisse. Eine Demokratie, wie in England oder Frankreich oder Deutschland, konnte sich dort nie entwickeln (bis jetzt…).
Ungarn muss Entwicklungen nachholen, da irgendwie hineinwachsen.
Die Verfassung, die jetzt geändert wird, wurde aus dem Kommunismus übernommen. Trotzdem sind vielleicht viele Änderungen Schwachsinn, aber das muss alles in Relation gesehen werden. Diese Relation fehlt mir. Es wird mit gehobenem Zeigefinger geurteilt. Und das hilft nicht.
Ich könnte auch sagen, ich scheisse auf Orbán, mir geht es um was ganz anderes. Darum, dass ich glaube, dass die Wahrheit irgendwo dazwischen liegt. Zwischen Daniel Cohn- Bendit und meiner Mutter.
“Der nationale Reflex, in den du mit diesem Blogeintrag verfällst, passt nicht zu dir.” – das ist Urteil und Bewertung und du sagst, das darf nicht sein.
Doch du weisst, der Grundsatz jeder Therapie, und so auch jeder Heilung heisst: alles darf sein. Auf der Ebene der Emotionen darf alles sein.
Auch das dumme, irrationale, dreckige und dumpfbackige möchte geliebt werden. Selbst der kleine, innere Nazi. Und auch Den hat jeder, weil wir alles in uns haben. Oder, meinst du nicht?
Kennst du das nicht, wenn du plötzlich emotional wirst , weil Leute sich über den Osten herziehen? Oder sonst was? Wo ist der Punkt, das dein “Reflex” auslöst? Vielleicht ist der nicht direkt “national” aber doch irgendwo ähnlich? Oder ganz anders? Das wäre doch eine interessante Überlegung.
Vielleicht hast du solche Reflexe nicht. Dann wärst Du ein erstaunliches Wesen. Aber aus anderen Gründen, als ich sonst dachte -:)
]]>Ich finde Deine Reaktion auf meinen Text sehr ambivalent, einerseits sympathisch, andererseits irgendwie nicht. Für mich ist das ein guter Spiegel, denn ich bin auch sehr ambivalent, was die Lage in Ungarn betrifft.
Statt klare Position zu beziehen, möchte ich mir diesen Luxus rausnehmen und so lange Ambivalent bleiben, hin-und Hergerissen oder voll daneben zu sein, bis ich eine echte Klarheit habe. Eine, die meine ist, und weder die von meiner Mutter noch die von der Süddeutschen Zeitung.
Denn es ist nicht wenig, worum es geht.
Und ich danke wirklich für die ausführlichen Kommentare.
]]>Du bist sehr wütend, dass sehe ich und Wut ist etwas, das ich gut kenne.
Ich spreche Dich persönlich an, weil mein Blog ja ein persönlicher ist.
Deine Wut, die ist so groß, dass du mir irgendwie weh tun musst. Auch das kenne und verstehe ich. Meistens will man andere verletzen, wenn man selbst verletzt ist, wenn etwas weh tut. Rod, ich kenne Dich nicht, aber ich glaube da ist Schmerz hinter Deiner Wut.
Weisst Du, hinter meinem Hin- und Her Gerissenheit ist auch Schmerz. Schmerz darüber, dass es einem Land nicht gut geht, das ich doch sehr Liebe, dass meine Freunde, Familie und Verwandte, Bekannte und Kollegen sich hassen und anfeinden wegen Politik. Das ist sehr Schmerzahft Rod, und genau da, beim gemeinsamen Schmerz könnte man sich treffen
Weiss du, wenn Du sagst:
“Only a fool would deny that Fidesz has weakened Hungary’s democracy.” – dann mag das zwar irgendwie stimmen, aber (wenn wir jetzt kein Diskurs darüber eröffnen, wie “Demokratie” und wie “verrückt” genau zu definieren ist) das heisst für mich, dass meine beiden Eltern verrückt sind.
Auch das kann stimmen, und auch dieser Wahrheit muss man unter umständen in die Augen schauen, aber – erlaube mir hier Schwach zu sein – vielleicht brauche ich dann einen Moment Zeit um das zu verarbeiten. Um ein wenig vorher zu Zweifeln und hin- und her gerissen zu sein.
Mich würde interessieren, Rod, wo du herkommst. Wie zum Beispiel Deine Eltern über Politik gedacht haben? Hast Du Dir schon mal darüber Gedanken gemacht, wie tief Deine Überzeugungen Zurückreichen? wo sie Ihren Anfang genommen haben und all sowas?
WAS man sagt, ist undenlich variabel. Aber WER es sagt, das mach es interessant.
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